[WoWs] Blog: Papier-Schiffe
Hallo Freunde,
Zuerst eine kurze Erinnerung: Wie wir es schon vorher erwähnt haben – WoWs enthält viele sogenannte “Papier-Schiffe”. Diese Schiffe wurden nie gebaut, sie existierten nur in Plänen und Zeichnungen. Diese Schiffe bringen Abwechslung im Entwicklungsprozess, außerdem ermöglichen sie ebenbürtige Nationen-Forschungsbäume. Unter ihnen ist die USS Montana – das einzige amerikanische Schlachtschiff, dass der gewaltigen japanischen Yamato einen herausfordernden Kampf bieten kann. Das Schiff wurde nie gebaut – in WoWs wird es das erste zusammentreffen der USS Montana und der Yamato geben!
Erste Schritte
Heute geht es um die Probleme bei dem “Wiederbeleben” der Papier-Schiffe. Um ein Schiff im Spiel authentisch erscheinen zu lassen, brauchen die Spieldesigner mehr als nur eine Skizze – theoretische Zeichnungen, Pläne der Schiffsdecks, Anzahl und genaue Position der Bewaffnung, die Anordnung der Maschinen, Keller, Schiffsmechaniken, Ausrüstung und vieles mehr. Das Suchen und Bereitstellen dieser Materialien ist der Part der Erstellung, in dem am intensivsten gearbeitet wird.
Wir versetzen uns in die Köpfe der damalige Konstrukteure und beachten verschiedene Einflüsse, die zu der geplanten Bauzeit des Schiffes vorhanden waren. Wie kam die generelle Entwicklung in dieser Zeit vorran? Welche Schiffe wurden vor dem Schiff gebaut? Welche Materialien und Techniken wurden für den Bau des vorhergehenden Schiffes gebraucht? In Anbetracht aller Informationen, die wir sammeln konnten, wird jetzt das Schiff erstellt. Die Katapulte, Maschinen, Bewaffnung, Panzerung, Munitionslager, Hangars für die Flugzeuge, Bote und vieles mehr – Stück für Stück.
Außerdem wird die absolute Masse definiert. Die absolute Masse ist das kombinierte Gewicht aller Teile, die zum Schiff gehören. Eine Schiffsstruktur umfasst zwei Arten von Gewicht: Das feste und das variable Gewicht. Das feste Gewicht addiert sich aus allen fest am Schiff montierten Teilen – das variable Gewicht besteht aus dem Gewicht des Treibstoffs, Munition, Besatzung und anderen Komponenten.
Die Wasserverdrängung und die Stabilität wird regelmäßig überprüft. Wenn ein Schiff zu viel wiegt, muss die Panzerung verringert werden – oder kleinere (und somit weniger wiegende) Maschinen werden benutzt. Und wenn die wichtigen Module nicht genug Platz (oder gar zu viel Platz) haben, dann müssen die Dimensionen überdacht werden
Mit besagtem System wird das Schiff Stück für Stück erstellt. Dieser Prozess gleicht stark dem (digitalen) Bauprozess von echten Schiffen.
Der Designprozess
Auch wenn die Methoden zum erstellen eines Schiffes gutr funktionieren, kann es anderweitig Probleme geben. Zum Beispiel könnte sich herausstellen, dass der geplante Motor nicht genug Kraft hat, um eine Geschwindigkeit zu erreichen, die von anderen Schiffen des Tiers einfach erreicht wird. Es muss ein Antrieb ausgesucht werden, der die gewünschte Geschwindigkeit garantiert. Wir gucken uns alle auf ähnlichen Schiffen (die in zu der passenden Zeit existierten und vor allem von besagter Nation gebaut wurden) eingesetzte Motoren an.
Ein Beispiel: Projekt G-15, die japanische “Super Taiho”, welche die “Taiho” ablösen sollte. Die Taiho war zu dieser Zeit der (entwicklungstechnisch) am weitesten fortgeschrittene Flugzeugträger der japanischen Seemacht.
Laut den Plänen und Zeichnungen sollten auf Projekt G-15 über 100 Flugzeuge Platz finden. Nach unseren Kalkulationen würden so viele Flugzeuge unter keinen Umständen auf das Schiff passen. Um so viele Flugzeuge unterzubringen müsste der Rumpf deutlich vergrößert werden, was die Geschwindigkeit und Seetauglichkeit des Schiffs beeinflusst hätte. Um 100 Flugzeuge zu erreichen brauchten wir also einen anderen Antrieb, welchen wir mit Hilfe japanischer Kollegen gefunden haben. Besagter Antrieb war während des Krieges in Planung, wurde aber aufgrund der wirtschaftlich kritischen Situation nie gebaut. Zum Glück haben wir dieses Problem nicht! Der neue Antrieb passt dem vergrößerten Schiffsrumpf wie Finger in einen Handschuh; außerdem kann er 240 000 Pferdestärken erreichen, was die ganze Situation völlig verändert hat.
Oben: Die Flugzeughangars der Taiho; Unten: Die Flugzeughangars der Super Taiho
Die drei Lexington’s
Eine weitere Hürde sind die damaligen indirekten Bedingungen. Zum Beispiel berücksichtigen amerikanischen Schiffe (fast immer) die Breite des Panamakanals.
Eine der interessantesten Flugzeugträger-Klassen ist die Lexington-Klasse, eine Serie von schweren Flugzeugträgern der USA, gebaut in den 1920’er Jahren. Die Bestimmungen des Washington-Abkommens von 1922 beschränkten vor allem das maximale Gewicht und die Verdrängung (35 000 Tonnen), was darin resultierte, dass der Bauvorgang einiger Schiffe abgebrochen werden musste, unter anderem 6 schwere Kreuzer des Lexington-Klasse. Für Flugzeugträger galt: 27 000 maximale Verdrängung – 2 Flugzeugträger durften allerdings eine Verdrängung von bis zu 33 000 Tonnen besitzen, außerdem durften bisher im Bau befindliche Schiffe zum Bau dieser benutzt werden. Zwei unfertige Lexington-Kreuzer wurden innerhalb von 5 Jahren zu Flugzeugträgern umgebaut. Das Endergebnis entpuppte sich als durchwachsen: Zum einen gab es viel Platz für die Bewaffnung der Flugzeuge, guten Anti-Torpedo-Schutz und gute Aufzüge. Auf der anderen Seite waren beide Schiffe etwas langsamer als geplant (0,5 Knoten langsamer) – hätte man von Anfang an einen Flugzeugträger gebaut wäre dieser schneller gewesen. Die Hangars und die Treibstofftanks waren nicht sehr groß, und das Flugdeck war nicht sehr breit. Außerdem war die Transformation nicht günstig, ein neuer Flugzeugträger hätte ähnlich viel gekostet.
Unsere Aufgabe war es nun, einen 3., nie gebauten; Flugzeugträger der Lexington-Klasse zu designen. Laut dem Plan musste dieser auf einem weiteren unfertigen Lexington-Kreuzer basieren. Ausgewählt wurde der/die CL-4 Ranger, der 6. unfertige Kreuzer. Dieser Kreuzer wird es auch im Spiel geben, er wird im US-Forschungsbaum zu finden sein. Diese Entscheidung (die Entscheidung, die CL-4 zu benutzen) erlaubte es uns, den Körper zu vergrößern/verbreitern und die Länge der originalen Lexington beizubehalten. In diesem Fall haben wir alle externen Faktoren mit einbezogen, wie die Breite des Panamakanals (die Schiffe mussten in der Regel dort hindurch), und einen Geschwindigkeitsverlust wegen größerem Wasserwiderstand. Wir haben es geschafft, einen vergrößerten Hangar und ein vergrößertes Flugdeck einzubauen, und die Position der Kanonen zu verändern (im Vergleich zu den anderen Flugzeugträgern der Lexington-Klasse).
Im Fall von Lexington und Saratoga waren die Munitionskeller so weit von den Kanonen entfernt, dass es schwer war, die Geschütze mit Munition und Schießpulver zu versorgen. In unserem Design befinden sich die Munitionskeller direkt unter den Kanonen. Eine weitere Änderung war das neue Layout für Motoren- und Boilerräume. Wir haben es sogar geschafft, eine Zahl an Layoutproblemen der originalen Lexington auszubessern, indem wir die Lademasse umverteilt haben.
Die größte Schwierigkeit beim designen von “Papierschiffen” ist, dass wir die authentischsten, glaubwürdigsten Schiffe aus öffentlich zugänglichen Zeichnungen und zuvor unentdeckten historischen Materialien re-kreieren müssen. In diesen Projekten wurde häufig die innere Verteilung der wichtigen Fahrzeugmodule nicht in Betracht gezogen, wie Motor- und Boilerräume, oder die Munitionskeller. Wenn wir auf so etwas treffen, müssen wir das sorgfältig überprüfen, und tatsächlich das innere Layout des Schiffes neu verteilen.
Als wir am japanischen Kreuzer Tengu(1941) gearbeitet haben, musste das Krafwerk verschoben werden, um die Position der Kanonentürme in der äußeren Hülle zu ändern. Um schwere Extremitäten mit Auftriebsktraft herzustellen, gaben wir dem ganzen eine komplettere Form. Zusätzlich musste der Kreuzer Türme mit drei Kanonen haben, die in echt nicht gebaut wurden. Unglücklicherweise wurden ihre Zeichnungen und Blaupausen nie gefunden, und deswegen mussten wir sie anhand japanischer Türme der selben Zeit designen.
Nachdem alle nötigen Rechnungen und Layouts vom Technik-Department erhalten wurden, vervollständigen die Künstler und Spieldesigner dieses wunderschöne Puzzle. Durch eine Reihe von Zeichnungen, Diagrammen, Plänen, und möglicherweise Fotos, re-kreieren sie Stück für Stück das Aussehen eines Stahlgiganten, der anders keine Chance hatten, das Wasser zu sehen.
Quelle: World of Warships-Blog
Übersetzer: XP1500Monster, H3nr1k2011
Danke für’s Übersetzen der wall of text! Hatte es mir schon auf Englisch durchgelesen, aber dann warte ich das nächste Mal bis hier was kommt. 😛
Kein Ding 🙂